Beim Wasserstoff gilt: „Groß denken. Schnell handeln. Und vor allem pragmatisch agieren.“
Andreas Rimkus, Bundestagsabgeordneter aus NRW, ist Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion und war jetzt ein Jahr lang Botschafter der WOCHE DES WASSERSTOFFS. Wir haben ihn gefragt, woher er die Motivation nimmt, sich seit Jahren intensiv für die Energiewende und ganz besonders für das Thema Wasserstoff einzusetzen.
Als wir Sie vor einem guten Jahr fragten, ob Sie die Schirmherrschaft für die WOCHE DES WASSERSTOFFS übernehmen wollen, sagten Sie sofort zu. Warum?
Eine Schirmherrschaft zu übernehmen, bedeutet nichts anderes, als Botschafter für dieses Thema zu sein. Ich setze mich seit Jahren aus Überzeugung und mit Leidenschaft für den Hochlauf eines Wasserstoffmarktes in Deutschland und Europa ein. Das wird inzwischen auch partei-, fraktions- und sektorenübergreifend anerkannt.
Ich habe sofort zugesagt, weil ich bereits mit Hochgeschwindigkeit für das Thema als Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion unterwegs bin. Aber eine Schippe obendrauf geht immer noch, dachte ich, wenngleich abzusehen war, dass die Terminkoordination die größte Herausforderung werden würde. Aber mein Berliner Team und das WDW-Team haben mich super unterstützt, so dass die Zeit der Schirmherrschaft wie im Fluge vorbeiging.
Woher kommt diese Leidenschaft für das Thema Energiewende?
Ich habe bei den Stadtwerken Düsseldorf gelernt und bin Elektromeister in der Energiewirtschaft. Ich bin bis heute fest bei den Stadtwerken verankert. Als Stadtwerker sind wir ganz dicht an den Menschen dran. Wenn wir als Gesellschaft das grüne Zeitalter erreichen wollen, müssen wir an alle Themen: Gebäude, Energie und Mobilität. Aber auch Grünflächen, Bewässerung oder Luftkanäle in einer Stadt sind die großen Herausforderungen unserer Zeit. All das gemeinsam zu denken und anzugehen bedeutet für mich „grüne Transformation“. In anderen Worten geht es darum, das Leben auch künftig lebenswert leben zu können. Hier müssen wir alle ran. Ich habe lediglich das Glück, mich für diese Überzeugung auch beruflich einsetzen zu dürfen - als Politiker und Stadtwerker.
Und irgendwann kam Wasserstoff hinzu?
Als Elektromeister verstehe ich Elektronen und alles, was damit zu hat. Es war aber immer mein Bestreben, das Gesamtbild zu sehen. Das Gesamtbild kann z.B. Deutschland sein, die deutsche Wirtschaft, der Energieverbrauch in Gänze, die vorhandene Infrastruktur und das Potenzial für Innovationen, Arbeitsplätze und Weiterentwicklung.
In diesem Gesamtbild sehe ich sehr deutlich, dass wir Elektronen und Moleküle brauchen. Wenn wir beides sinnvoll zusammenbringen, lassen sich Fragen zur Produktion, zum Transport und zu den Anwendungsmöglichkeiten viel einfacher, effizienter und vor allem schneller beantworten. Eines der wichtigsten Learnings in der Energiewende bisher ist, nicht alles unnötig auf eine Karte, eine Technologie und nur eine Anwendungsmöglichkeit zu setzen.
Ich kann also rückwirkend nicht mehr exakt sagen, seit wann genau mich der Wasserstoff umtreibt. Aber alles begann damit, das Gesamtbild zu erkennen.
Läuft es inzwischen gut für den Wasserstoff?
Ich würde sagen, die Anstrengungen aller, die sich seit Jahren für den Wasserstoff einsetzen, beginnen langsam Früchte zu tragen. Der Zug fährt in die richtige Richtung, aber er muss deutlich an Fahrt aufnehmen.
Wir haben sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene einiges erreicht. Das sicherlich bekannteste Beispiel ist das sogenannte Kernnetz in Deutschland bzw. der Wasserstoff-Backbone auf europäischer Ebene.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der größte Teil des Weges zur grünen Transformation noch vor uns liegt. Wir reden über den kompletten Umbau des Energiesystems, der Art wie wir leben, wohnen, heizen, mobil unterwegs sind. Das bedeutet konkret, wir reden über dafür notwendige Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe. Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Investitionen in die für ein nachhaltiges Miteinander notwendige Infrastruktur. Das ist eine Riesenkraftanstrengung, kostet viel Geld und wird auch zur gesellschaftlichen Zerreißprobe werden. Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir nie den Grund für diese Kraftanstrengung vergessen. Wir wollen auch unseren Kindern und Kindeskindern ein lebenswertes Leben ermöglichen.
Was geben Sie uns mit nach einem Jahr Schirmherrschaft der Woche des Wasserstoffs?
Tolle Kampagne. Ihr müsst unbedingt weitermachen, Ihr müsst wachsen, noch mehr Mitstreiter finden und vor allem noch mehr Akteure zusammenbringen und die Kräfte bündeln. Beim Wasserstoff gilt: „Groß denken. Schnell handeln. Und vor allem pragmatisch agieren.“
Vielen Dank, dass ich die WOCHE DES WASSERSTOFFS ein Jahr lang begleiten durfte. Ich bleibe Euch aber auch weiterhin verbunden und setze mich leidenschaftlich für das erste Element im Periodensystem und sein Potenzial ein.
Die Interview-Fragen stellte Alexander Land, somit entstand dieser Blog-Beitrag in Zusammenarbeit mit Andreas Rimkus, seinem Berliner Team und Alexander Land.