Wasserstoff aus dem Ausland ...
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Warum Deutschland mehr Wege fördern sollte!

Deutschland will in Zukunft viel mehr grünen Wasserstoff benutzen – also Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie (wie Wind oder Sonne) hergestellt wurde. Das hilft dem Klima und macht Deutschland unabhängiger von anderen Energiequellen wie Erdgas.
Doch: Grünen Wasserstoff herzustellen und nach Deutschland zu bringen, ist kompliziert und teuer.
Bisher hilft der Staat mit einem Programm namens H2Global, das den Import regelt. Das ist ein guter Anfang – aber wenn man sich nur auf dieses System verlässt, könnte es auf Dauer Probleme geben.
Besser wäre es, wenn Deutschland mehrere Wege gleichzeitig unterstützt, also ein „buntes“ Fördersystem hat. Dann wird alles günstiger, sicherer und flexibler.
Warum Wasserstoff aus anderen Ländern so wichtig ist
Stell dir vor, dein Handy braucht viel Strom, aber deine Powerbank ist fast leer. Was machst du? Du suchst eine neue Steckdose – vielleicht sogar in einem anderen Haus.
Genauso ist es mit Wasserstoff:
1. Wir brauchen ihn für den Klimaschutz.
In vielen Fabriken kann man nicht einfach Strom benutzen, sondern braucht eine andere Energieform. Grüner Wasserstoff ist da eine super Lösung. Zum Beispiel bei der Herstellung von Stahl oder in Chemiewerken.
2. Wir haben in Deutschland nicht genug Platz.
Um all den Wasserstoff selbst zu produzieren, bräuchten wir sehr viele Windräder und Solaranlagen – dafür fehlt der Platz. Andere Länder wie Marokko, Chile oder Australien haben viel mehr Sonne oder Wind und könnten für uns mitproduzieren.
3. Import ist langfristig günstiger.
In sonnigen Ländern ist die Produktion einfacher und billiger. Auch die EU sagt: Wir wollen bis 2030 zehn (10 )Millionen Tonnen Wasserstoff importieren.
Die Probleme beim Wasserstoff-Import
So gut das klingt – es gibt einige Hürden:
1. Transport ist teuer.
Wasserstoff kann man nicht einfach in eine Flasche füllen. Oft wird er in anderen Stoffen „verpackt“, z. B. in Ammoniak oder Methanol, und dann mit dem Schiff transportiert. Dafür braucht man teure Spezialterminals.
👉 Beispiel: So wie man heiße Suppe in eine Thermoskanne füllen muss, damit sie warm bleibt – und nicht einfach in einen Joghurtbecher.
2. Kaum Planung, viel Unsicherheit.
Viele Firmen wissen nicht: Wird sich das lohnen? Wer kauft den Wasserstoff später? Wie teuer wird er? Ohne klare Regeln traut sich kaum jemand, zu investieren.
Wie hilft H2Global – und wo liegt das Problem?
H2Global ist ein staatliches Förderprogramm. Es funktioniert so:
- Der Staat sagt: „Liebe Firmen im Ausland, wir kaufen euren Wasserstoff zu einem festen Preis.“
- Dann verkauft H2Global den Wasserstoff an deutsche Firmen weiter – meist für weniger Geld.
- Die Lücke (also der Verlust) wird mit Steuergeld ausgeglichen.
Das ist erst mal gut, weil es Planungssicherheit gibt.
Aber: Das System ist sehr zentral – also stark vom Staat gelenkt. Wie ein großer Marktplatz, auf dem nur eine Hand voll Leute entscheiden, wer was kaufen darf und zu welchem Preis. Das kann auf Dauer den Wettbewerb behindern.
Neue Ideen: So könnte man besser fördern
1. Prämien für private Verträge
Man könnte Firmen eine Belohnung (Prämie) geben, wenn sie selbst Wasserstoff einkaufen, also eigene Verträge mit Herstellern im Ausland abschließen.
👉 Beispiel: Stell dir vor, du bekommst 20 Euro geschenkt, wenn du nicht in die Schulkantine gehst, sondern dein Mittagessen selbst beim Bäcker kaufst. So entstehen viele neue Wege, wie man Essen (oder in unserem Fall Wasserstoff) bekommt.
Vorteile:
- Firmen können besser selbst entscheiden, wie viel, wann und von wem sie kaufen.
- Der Wettbewerb steigt, die Preise sinken schneller.
2. Förderung von Handelsmärkten (wie Börsen)
Ein weiterer Vorschlag: Es könnte sogenannte Derivatemärkte geben. Dort handeln Firmen mit Verträgen über zukünftige Preise – wie an der Börse. Wer Angst hat, dass die Preise stark schwanken, kann sich dort absichern.
👉 Beispiel: Du kaufst heute ein Kinoticket für in drei Monaten – für 10 Euro. Wenn es dann 15 Euro kostet, hast du gespart. Wenn es nur 7 Euro kostet, hast du Pech gehabt. Aber du wusstest vorher genau, was du zahlst. So entsteht Sicherheit.
Der Staat könnte helfen, damit solche „Wasserstoffbörsen“ entstehen – zum Beispiel durch Zuschüsse für erste Geschäfte.
Warum Europa dabei mitmachen muss
Es bringt wenig, wenn nur Deutschland solche Systeme aufbaut. Besser ist es, wenn ganz Europa zusammenarbeitet – wie bei Strom oder Erdgas.
👉 Beispiel: Stell dir vor, in jedem EU-Land gäbe es einen anderen Handy-Ladekabel-Stecker. Super unpraktisch, oder? Einheitliche Regeln und Leitungen für Wasserstoff wären genauso sinnvoll.
Dafür braucht es:
- gemeinsame Regeln der EU
- Verbindungsleitungen (Pipelines) zwischen Ländern
- einen zentralen Markt, wie z. B. die niederländische Gasbörse TTF
Deutschland sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen und beim Aufbau helfen.

Fazit
Deutschland braucht Wasserstoff – und zwar aus dem In- und Ausland. Damit der Import klappt, reicht ein Förderprogramm wie H2Global nicht aus.
Besser ist:
- Verschiedene Fördermöglichkeiten gleichzeitig zu nutzen.
- Firmen eigene Verträge abschließen zu lassen.
- Neue Handelsplätze zu schaffen.
- Mit Europa zusammenzuarbeiten.
So entsteht ein stabiler, fairer und günstiger Wasserstoffmarkt – für alle.
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Dieser Beitrag entstand in enger Zusammenarbeit mit Dr. André Wolf, Fachbereichsleiter Technologische Innovation, Infrastruktur und industrielle Entwicklung, cep | Centrum für Europäische Politik ‒ Stiftung Ordnungspolitik und Forschungsbereichsleiter "Energie, Klima, Umwelt", Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI). Wir haben den Originaltext gemeinsam leicht modifiziert.
Der Originalartikel mit dem Titel "Wasserstoffimporte: Plädoyer für ein diversifiziertes Fördersystem" wurde hier veröffentlicht (Wirtschaftsdienst, 105. Jahrgang, 2025 · Heft 8 · S. 598–602). Der Download des Artikels ist auf der Website vom Wirtschaftsdienst möglich.
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